Poldi Debeljak

Der Liebe Augustin
Poldi Debeljak
Poldi Debeljak mit 18 Jahren

Leopoldine Stöckl (*22.7.1909 in Wien, †26.1.1999 in Wien) war eines der sechs weiblichen von insgesamt zwölf Kindern. Ihr Vater hatte ein Farben- und Lackgeschäft in der Albertgasse, 1080 Wien, das nach dem Ersten Weltkrieg von ihrer Mutter geleitet wurde. Die Familie litt Hunger und konnte sich kaum durchbringen. Poldi musste daher auch selbst für sich sorgen:

Also i war so sieben Jahr alt, es war der Krieg, d’ Leut ham nix zum Essen ghabt, und [...] da hab i a Nachbarin ghabt in der Schul, hab i gsagt »Paß auf,« - die ham a Greißlerei ghabt - »I tua euch Gschichten erzählen, aber du muaßt ma a Butterbrot geben.« [Und von einem anderen] die Eltern ham so a Konditorei, ned, so a klane halt, ghabt [...] und zu dem hab i gsagt »Herst, i erzähl dir a was, oder i sing dir was vor, aber du muaßt ma a Mehlspeis gebn.« So hab i des gmacht.
Christina Zurbrügg: Orwuse on Oanwe. Dudlerinnen in Wien, Wien 1996.

Trotz aller Armut ist die Familie sehr musikalisch. Fotos zeigen Poldi an der Harmonika und zwei Schwestern an der Gitarre und der Geige. Leopoldine lernt – meist im Selbststudium – Gitarre und Harmonika sowie Gesang, und zwar mit dem „Dudeln“, dem wienerischen Jodeln. Doch aller Anfang ist schwer:

Aber der Vater hat mir alle, die ganzen alten Lieder hat er mir gsungen. Weil ich das Gehör ghabt hab, net. Weil ka Geld hamma net ghabt. I hab angfangt mit Harmonika zum Lernen, aber da hab i ’s Geld net ghabt. Jetzt hab i zu der Mutti gsagt: »Mutti schau, vielleicht kannst mir a Gitarr kaufen, net.« Na sagt s’ »Naja, i hab dir no eh nix gebn.« Dann samma zum Musikgeschäft kumma, na hab i die Gitarr kriagt. Und des hab i mir miaßn selber alles lernen, net. Selber spielen. Na und sche langsam bin i dann ins Singen kumma.
Poldi Debeljak, in: Christina Zurbrügg: Orwuse on Oanwe, Dudlerinnen in Wien, Wien 1996.

Poldi Debeljak
Poldi Debeljak

Ihr Geld verdient sie in einer Glühlampenfabrik, aber sie putzt, wäscht und bügelt daneben für andere Leute. Nach ihrer Arbeit wird geduscht, und dann spielt und singt sie bei Heurigen im Liebhartstal, wie dem des Hans Matauschek, in Grinzing, Baden oder Guntramsdorf. Sie ist beliebt und kann eine lustige Gesellschaft auch alleine einen ganzen Abend lang unterhalten – viele Geschichten hat ihr der Vater erzählt, und sie ist eine Person mit Hamur, die es versteht, eine Hetz zu machen.

Ihre Lieblingslieder sind der Leibjodler von Carl Lorens, Wienerlieder sowie viele traditionelle Melodien des Alpenraums wie das Jägerlied. Beim Ausflug auf ländliche Almen verblüfft sie auch steirische Jodelspezialisten mit ihrer Kunst. Ihren Verdienst spart sie und kann sich ein mit "viel Bluat" verdientes, kleines Haus am Schafberg (1180 Wien) kaufen.

Luise Wagner Poldi Debeljak
Luise Wagner & Poldi Debeljak