D’ Hausherrnsöhnl’n

1.
In Gumpendorf drunt auf ein Eck Numm’ro zwa
steht a dreistöckig’s Haus und das g’hört dem Papa,
in ein’ Zimmer da drinn’ steht a Kassa allan,
den Schlüssel dazu den hat die Frau Mama.
Drum fehlt uns a ’s ganze Jahr niemals an Geld,
um dös zu verputzen san mir auf der Welt;
wann von arbeiten g’redt wird, da kieg’n ma an Grant,
denn unser Vater is’ a Hausherr und a Seidenfabrikant,
denn unser Vater is’ a Hausherr und a Seidenfabrikant.

2.
In der Schul’ schon war’n wir a paar hautschlechte Buab’n,
hab’n niamals an G’spaß und a Gaude verdorb’n.
Nur der Lehrer hat g’sagt: „Mit eng zwa is' a Kreuz,
aus a paar solche Eseln wird niemals was G’scheit’s.“
Das hat er ganz groß auf die Tafel hing’schrieb’n,
und daß er net blamiert is', so san ma ’s a bliebn.
G’lernt hab’n ma nix aber mir san arrogant,
denn unser Vater is a Hausherr und a Seidenfabrikant,
denn unser Vater is a Hausherr und a Seidenfabrikant.

3.
Bei die Maderln san mir allen andern voran,
weil kaner wia mir soviel ausgeb’n kann,
denn das Geld is’ ja doch nur zum Anbringen da,
drum sagt uns a jede auf jeden Fall „Ja!“.
Mir leb’n wia die Fürsten, hau’n um mit dem Geld,
und uns is’ das wurscht, wann ’s der Mama dann fehlt!
So wird erst das Leben für uns interessant,
denn unser Vater is a Hausherr und a Seidenfabrikant,
denn unser Vater is a Hausherr und a Seidenfabrikant.

4.
A Schiller, a Goethe war niemals im Haus,
dö kennen ma bloß vom Figurimann aus.
In der Geographie wiss’n ma net bis Tirol,
dafür aber spiel’n ma sehr gut Karambol.
A Theater is’ für uns d ’höchste Fadess,
von die Tanzschul’n jedoch wiss’n ma jede Adress.
Da brauch ma kan Geist und san doch elegant,
denn unser Vater is a Hausherr und a Seidenfabrikant,
denn unser Vater is a Hausherr und a Seidenfabrikant.

5.
Im G’wandl, im feschen san ma umg’stiefelt gern,
hab’n g’laubt, a jed’s Madl muß wahnsinnig wer’n.
Mir hab’n ane ang’redt und dö sagt ganz frei:
„Ös Sagschartenwursteln, jetzt draht’s eng do glei!
A paar solche Haub’nstöck’ hab i a no net g’seg’n“.
Auf des san ma dag’standen, beide verleg’n.
Was? Wursteln und Haub’nstöck in so einen G’wand,
denn unser Vater is a Hausherr und a Seidenfabrikant,
denn unser Vater is a Hausherr und a Seidenfabrikant.

6.
Auf der Straß’n erst unlängst, was is uns da g’scheg’n?
A Mann mit an Besen schreit: „Servus Kolleg’n!“
„Wieso denn Kolleg’n?“ hab’n ma g’rufn aufgebracht,
doch er hat d’rauf g’sagt: „I hab’s g’rad a so g’macht!
Das Geld verdraht und hab’ g’laubt ’s wird gar net gar,
bis der letzte Knopf hin war, in a drei a vier Jahr,
jetzt kehr’ i die Straß’n , das is do’ schenant,
und mei Vater war a Hausherr und a Seidenfabrikant!
Und mei Vater war a Hausherr und a Seidenfabrikant!“

7.
Auch beim Militär war’n wir a ganz kurze Zeit,
doch hat uns des Exerziern wirklich net g’freut.
Der Korporal hat uns g’fragt, und die Frag war net schwer;
in wieviele Teile zerfällt das Gewehr?
Da wußten wir beide die Antwort sofurt:
„Das kommt ganz drauf an, wie ma ’s hinschmeißen tuat.“
Für uns zwa is die Dummheit eb’n auch keine Schand’,
denn unser Vater is a Hausherr und a Seidenfabrikant,
denn unser Vater is a Hausherr und a Seidenfabrikant.

8.
Die G’schicht is net wahr, es is’ alles nur Schmäh,
doch Aufschneiden war unser Faible seit je.
Von an Haus mit drei Stöck’ war bei uns doch ka Spur,
in an Kabinettl g’haust hab’n ma nur.
Vom Vater hab’n d’ Leut g’sagt, er spinnt manchesmal,
doch sicher ka Seiden, na, na, auf kan Fall.
Es is’ zwar unser Wieg’n am Brillantengrund g’lahnt,
doch unser Vater war ka Hausherr und ka Seidenfabrikant,
doch unser Vater war ka Hausherr und ka Seidenfabrikant.

T: Wilhelm Wiesberg, M: Johann Sioly, Wien um 1880.