Die Blunzen und die Leberwurst

1.
In einem Selcherladen hängt a fette Blunzen,
Die is in eine zarte Leberwurst verliebt –
Es wird gewiß sich jeder wohl darüber wundern,
Daß ’s unter ’m Wurstzeug auch an Liebeskummer gibt.
D’ verliebte Blunzen hängt die längste Zeit am Stangel,
sie hat im Anfang wirklich nichts von Liebe g'spürt.
Da macht s' an Blick daneb’n, auf ’s schöne Leberwürst’l.
Und gleich drauf hat sich d’ Lieb’ im Blunzenherzen g’rührt.
Sie seufzt: "Ach, einmal möcht’ ich d’ Leberwurst umarmen."
Doch d’ Leberwurst hängt arrogant und steif daneb'n.
Es hat für d' Blunzen nicht im g'ringsten ein Erbarmen,
sie tut auch nicht das kleinste Liebeszeichen geb’n.
Blimm! Blimm!

2.
So hängen beide ruhig d’ längste Zeit beisammen,
Ganz stumm, man hört von Liebe sprechen nicht ein Wort,
Der armen Blunzen bricht das Herz vor Liebesjammer,
Wenn nit ’was g’schehen wär’ – sie hingen heut’ noch dort.
Weil z’ wenig Platz am langen Stangel aber g’wesen,
So nimmt der Selcher d’ stolze Leberwurst herab,
Die Blunzen auch, legt alle beide in die Auslag!
Da kommt a klaner Schusterbub’ herein im Trab,
Der kauft die Blunzen sammt der Leberwurst für ’n Meister,
Legt beide in sein Einkaufskörberl schnell hinein;
Jetzt liegt die Blunzen mit der Leberwurst beisammen,
Das wird doch g’wiß ein wunderbarer Anblick sein!
Blimm! Blimm!

3.
Doch nichts in diesem Erdenleben dauert ewig,
Von langer Dauer soll die Blunzenlieb’ nicht sein,
Der Schustermeister sieht die Blunzen, macht an Schnalzer,
Legt alle zwei mitsamm’n ins heiße Schmalz hinein.
Die Blunzen schreit, die arme Leberwurst tut weinen,
Der Schustermeister steht mit ’n Messer in der Hand,
Tut sich blutgierig an die Mauer dann hinlehnen
Und schneid’t die Blunzen in der Mitten auseinand’.
Jetzt kommt die Leberwurst, die hat die Meist'rin gessen,
Für ewig sind die zwei Verliebten jetzt getrennt,
Die Därm und d’ Hölzeln hat zum Schluss der Lehrbub g’fressen,
Weil nix mehr übrig ist, so hat die G’schicht ein End’.
Blimm! Blimm!
T & M: Carl Lorens.