Die Drehleier

Drehorgel
drehleier

Die Drehleier oder Radleier ist ein Streichinstrument, bei dem die Saiten von einem eingebauten Rad angestrichen werden, das mittels einer Kurbel gedreht wird. Die schwingende Länge einer oder mehrerer Melodiesaiten wird mechanisch über Tasten verkürzt, um die Tonhöhe zu verändern. Ursprünglich war die Drehleier ein würdevolles Instrument in den Händen von Engeln und Heiligen, sie ist aber bald in ihrer Bewertung abgesunken zu einer „Bauren- und umblaufende[n] Weiber-Leyer“ (Michael Praetorius, 1618). Aus dem 18. Jahrhundert stammt auch die Drehleier (s.o.) der Sammlung des Ferdinandeums, welche die typische Form vieler Drehleiern dieser Zeit aus dem deutschen Sprachraum zeigt. Im Erwerbungsbuch des Ferdinandeums (Inv.29) aus dem Jahr 1893 ist die Herkunft des Instruments mit „Bauernleier aus dem Zillerthal“ beschrieben.
Meist klingen bei der Drehleier eine oder mehrere Bordunsaiten auf konstanter Tonhöhe mit. Die Drehleier gilt daher – wie der Dudelsack – als Borduninstrument. Zum Erzeugen von rhythmischen Schnarrlauten dient oft ein Schnarrsteg. In der Volksmusik sind Drehleierspieler meist in kleinen Ensembles belegt, etwa im Duett mit Harfe, Klarinette, Sackpfeife oder Geige, als Drehleierduo sowie als Solisten.

Die Drehleier ist ab dem 12. Jahrhundert nachweisbar. Eine bedeutende Veränderung macht die Drehleier im 18. Jahrhundert in Frankreich mit. Im Zuge einer romantisch verklärten Begeisterung für das Landleben, entstehen, während einer nicht allzu langen Zeitspanne, viele kammermusikalische Werke für „ländliche“ Instrumente, unter ihnen die Drehleier. Die Beschäftigung mit diesen „exotischen“ Instrumenten ist jedoch nicht nur eine modische Kuriosität, sondern spiegelt ebenso die Begeisterung für die erfrischende, kraftvolle Klangwelt dieser ländlichen Tanzmusik wider. Das Instrument wird in dieser Zeit für den Gebrauch in der höfischen Kammermusik adaptiert. Bis ins vorige Jahrhundert war die Drehleier in großen Teilen Europas verbreitet. Noch im 18. Jahrhundert war sie ein Hauptinstrument der traditionellen Musik auch in Österreich, in den 1850er Jahren ist sie in Wien zuletzt belegt, in der Mariazeller Gegend durch ein Foto noch ca. 1890. In Heimatmuseen finden sich noch zahlreiche erhaltene Instrumente. Auch heute ist sie in Zentralfrankreich, Nordwestspanien und Ungarn als traditionelles Musikinstrument verbreitet, in Österreich lässt sich ein durchgehender „Traditionsfaden“ vom 19. Jahrhundert bis heute nachweisen. In vielen Regionen Europas erlebt sie eine Renaissance: Beispielsweise in Deutschland, Norditalien, Polen, den USA oder England.  Das Instrument hat heute vermutlich eine größere Verbreitung als je zuvor.

Die in Museen erhaltenen böhmischen Instrumente haben keine Bordunsaiten, die traditionellen Instrumente aus Galizien in Nordwestspanien keinen Schnarrsteg. Durch die Zeiten und Regionen findet sich eine große Vielfalt an Bauformen. Eine allgemeine Standardisierung ist nicht feststellbar.

Wikipedia Eintrag; Simon Wascher auf: http://simonwascher.info
Musikland Tirol: http://www.musikland-tirol.at

drehleierspieler