Die Klarinette

Kontragitarre
Knopfgriffakkordeon1

Die Klarinette gehört zu den Aerophonen. Aerophone (griechisch aer, Luft) sind Musikinstrumente mit schwingender Luft als Tonerzeuger und zwar meist mit einer begrenzten Luftsäule, aber einem unbegrenzten Luftstrom. Die meisten Aerophone sind Blasinstrumente, vom Atem des Bläsers gespeist, im Gegensatz zur mechanischen Luftversorgung bei Orgeln und Harmonikainstrumenten.
Nach Art der Tonerzeugung werden die Aerophone in Trompeten-, Flöten-, Rohrblatt- und Harmonikainstrumente gruppiert, weiters nach Mundstückform und Bauweise der Instrumente. Anhand des verwendeten Baumaterials unterscheidet man zwischen Blech- und Holzblasinstrumenten. Die Klarinette gehört zu den Holzblasinstrumenten, sie hat ein einfaches Rohrblatt (einfach aufschlagende Zunge) und ein überwiegend zylindrisch gebohrtes Rohr. Mit „Klarinette“ meinen wir die moderne europäische Klarinette, die wahrscheinlich um 1700 von Johann Christian Denner aus der älteren Chalumeau entwickelt wurde. Die Erneuerung bezog sich auf die Überblastechnik in die Duodezime, die nun durch schmale Blätter, kleine Mundstücke und Überlblasklappen erleichtert wurde. Die Klarinette hat heute einen Tonumfang von fast vier vollen Oktaven. Die Dynamik reicht vom leisen, fast verschwindenden ppp bis hin zum trompetenhaften fff. Nicht nur Tonumfang und Dynamik sind einzigartig, sondern auch die Klangfarbe, die von samtweich bis hin zu stahlhart reicht.
Klarinettenähnliche Instrumente, die als Kopplung einer durch eine Schallröhre begrenzten Luftmenge mit einer einfach aufschlagenden Zunge als Schwingungserreger zu bestimmen sind, gibt es in vielen Regionen der Erde. Die ältesten Belege vermutet man im pharaonischen Ägypten.
Klarinetten sind Instrumente mit sehr unterschiedlichen Größen, beginnend mit der winzigen, etwa 45,7cm langen Es-Klarinette bis hin zur riesigen Kontrabassklarinette in B mit rund 3m Rohrlänge. Die in der Abbildung zu sehende Klarinette ist eine G-Klarinette, in Wien auch das picksüße Hölzl genannt.

Klarinetten können aus unterschiedlichen Baumaterialen gefertigt sein
l- Holz
l- Kautschuk
l- schwarze oder farbige Kunststoffe
l- Glas
l- Metall

Trotz der großen Unterschiedlichkeit der einzelnen Klarinetten bleiben zwei Aspekte immer gleich: Der Schwingungserreger, d.h. ein Mundstück mit einem darauf befestigten Blatt, die Grundlage der Tonerzeugung, und der Resonanzapparat, ein Rohr mit Löchern darin, der in Verbindung mit dem Mundstück den typischen Klarinettenklang produziert.
Sehr hoch klingende Klarinetten, z.B. in Hoch-As, waren in der Blasmusik bis ins ausgehende 19. Jahrhundert – besonders in Italien – und in reinen Klarinettenorchestern oder in Hoch-G in der Wiener Musik sehr verbreitet. Dieses Instrument verwendete der Klarinettist Georg Dänzer im Schrammel-Quartett. Die hohe G-Klarinette ist gemeint, wenn man vom picksüßen Hölzl spricht. Auch heute wird das picksüße Hölzl wieder von namhaften Wienermusik-Ensembles in der traditionellen Schrammelbesetzung mit zwei Geigen und Kontragitarre gerne verwendet.

Vor dem Schrammel-Quartett war einige Jahrzehnte lang der beliebteste Klarinettist Wiens der „Hernalser Orpheus, genannt Gruber Franzl, der seinem Instrument, genannt „Picksüaßes Holz“, decennienlang die berauschendsten Heurigenweisen zu entlocken verstand. [...] Dieses Quartett, constituierte sich aus dem Clarinettisten Franz Gruber, dem populären „Handschuhmacher-Karl“ mit dem stabilen Sammtkappel [1. Geige], der die weltberühmten „Linzertanz“ aus dem ff zu spielen verstand, dem „krummen Erbes“ (Arwas), der die zweite Violine tractierte, und dem blinden „Harpfenisten“, dem hochbetagten Vater des Gruber.
Friedrich Schlögl: Wiener Blut. Kleine Culturbilder aus dem Volksleben der alten Kaiserstadt an der Donau, Wien 1873.

Der Gruber Franz spielte in den 1850er und 1860er Jahren besonders gern beim Gschwandner, einem Heurigenwirt in der Hernalser Hauptstraße 41, der 1877 einen wunderschönen Prachtsaal an sein kleines Heurigenlokal anbauen ließ. Der Schriftzug „Gschwandner“ ist noch am Haus zu lesen. 2014 soll das Gschwandner als Ort der Wiener Volksmusik und Alltagskultur wiedereröffnet werden.