Anmerkungen zum Hochwasser im Jahre 1862

Das Hochwasser im Jahre 1862, verfasst von Carl Jg. Munganast
Wien: Verlag Mathias Moßbeck 1862

Die Überschwemmung in Wien, verfasst von Johann Ernst
Wien: Verlag Carl Barth 1862

Das sind zwei der Lieder, die nach der Hochwasserkatastrophe 1862 in Wien kursierten. In der 7. Strophe von „Das Hochwasser im Jahre 1862” wird auf Kaiser Franz Josef hingewiesen als Tröster der Armen und Mildtäter:
Er tröstet all' die Armen, theilt milde Gaben aus,
Am Kahn als lieber Vater, vor manch’ zerstörtem Haus.

Diese Vorstellung vom Kaiser im Kahn finden wir als Bilddarstellung (Kupferstichtechnik) auf dem Liedblatt „Die Überschwemmung in Wien”.

Zur Überschwemmung in Wien im Jahre 1862

„[...] Die Donau floss bis zu ihrer Regulierung in den 70er Jahren des 19. im Wiener Bereich in zahlreichen Armen, die sich über eine breite Fläche erstreckten. Im Falle eines Hochwassers waren daher immer große Gebiete rund um die Stadt von den Wassermassen überflutet. Die Ursache eines Hochwassers ist im Winter meist ein Eisstoß, verbunden mit einem plötzlichen Wärmeeinbruch, in der warmen Jahreszeit ein starker Schmelzwasserfluss bei gleichzeitig schweren Regenfällen. Mehr Gefahr für besiedeltes Gebiet geht in der Regel von Winterhochwässern aus, da durch das Eis die Schäden viel ärger sind.
Als es in der Zeit vom 2. bis 10. Februar1862 wieder zu einer großen Hochwasserkatastrophe kam, in deren Folge die Leopoldstadt und die tiefer liegenden Vorstädte entlang des Donaukanals überschwemmt wurden, flammte die Diskussion über die Regulierung der Donau erneut heftig auf. Bei dieser Überschwemmung des Jahres 1862 traten infolge lang anhaltender Regenfälle auch die meisten zur Donau führenden Bäche und Flüsse, wie der Währinger- und der Alserbach, über die Ufer. Am Abend des 4. Februar 1862 stieg der Wasserstand der Donau im Hauptarm auf 10 Schuh, 6 Zoll über der Norm, das sind etwa 3,5 Meter, im Donaukanal betrug der Wasserstand sogar 13 Schuh, 7 Zoll über der Norm. Teile der Brigittenau, Die Freudenau, Zwischenbrücken und Floridsdorf waren überschwemmt. Als das Wasser noch weiter stieg, drohten Dämme einzustürzen, zahlreiche Häuser waren einsturzgefährdet. Das Militär musste Pontonbrücken errichten, um jenseits der Donau liegende Siedlungsgebiete zu erreichen, da die meisten Brücken unpassierbar geworden waren. Erst ab dem 7. Februar begann das Wasser wieder zu sinken, die Stadt hatte eine der größten Überschwemmungskatastrophen überstanden. Erst die Donauregulierung des vorigen Jahrhunderts, die Wienflussregulierung und die Einwölbungen des Alser- und des Ottakringer Baches nahmen diesen Naturereignissen viel von ihrem Schrecken. Dass die Gefahr, welche von der Hochwasser führenden Donau ausging, immer noch nicht vollständig gebannt war, zeigt ein „Verzeichnis der Aufstellungsplätze der städtischen Rettungsschiffe bei einer Überschwemmungsgefahr in Wien” aus dem Jahr 1906, in dem die gefährdeten „Überschwemmungsbezirke”, die Anzahl der Rettungsschiffe und die Aufstellungsplätze der Zillen genau angeführt werden. Insgesamt listet dieses Verzeichnis 27 Plätze für große und 103 Plätze für kleine Rettungsschiffe auf, die Anzahl der Schifffahrer wird mit 243 angegeben.

Nach der Donauregulierung des 19. Jahrhunderts gab es am linken Donauufer ein Überschwemmungsgebiet, das im Fall von Hochwässern überflutet wurde. Die Donaubrücken überquerten nicht nur den Strom sondern auch dieses Überschwemmungsgebiet. Das Jahr 1954 brachte eines der stärksten je im Wiener Raum registrierten Hochwässer. Nach dieser Hochwasserkatastrophe wurde das Projekt einer im ehemaligen Überschwemmungsgebiet zu schaffenden „zweiten Donau” diskutiert, am 1.3.1972 wurde dieses Vorhaben in Angriff genommen. Erst dadurch konnte eine auch für den Hochwasserschutz optimale Lösung gefunden werden. Positiver Nebeneffekt dieses Projektes ist die seit den beginnenden 1980er Jahren den Wienern als neues Erholungsgebiet zur Verfügung stehende, rund 20 km lange und 400 m breite Donauinsel.”
Helmut Kretschmer/Herbert Tschulk: Brände und Naturkatastrophen in Wien, in: Wiener Geschichtsblätter, Beiheft 1/1995, S. 16f.

Fiakerlied