Galitziberg-Lied

Neulich denk’ ich mir, lasst dich rasier’n
Und gehst dann a bisserl spazier’n,
Und dass du ka Geld gibst net aus,
So gehst am Galitziberg h’naus!

Und wia i am Galitziberg kumm,
Und schau’ mi’ a wengerl so um,
Da siech i ganz still und ganz g’ham,
A Vogelnest ob’n auf an Bam.

I kraxel am Bam schnell hinauf,
Will nehma das Vogelnest aus,
Und wia i so krall hin und her,
War ’s Vogelnest oben ganz leer.

Und wie i am Bam obnat sitz’,
Von Aufikrall’n fürchterlich schwitz’,
Kommt a Lieb’spaar versunken im Traum,
Und setzt si’ grad’ unter mein’ Baum.

Na i auf’n Bam bin ganz still
Und denk’, was der Liebhaber will?
Er sagt: Ach, ich hab’ dich so gern,
Und du sollst mein Weiberl bald wer’n!

Er nimmt sie ganz zart bei der Hand,
Und sagt ihr ins Ohr’n allerhand.
Sie sagt, i thät die Bitt’ dir gewähr’n,
Doch wer wird unsre Kinder ernähr’n?

Ach Bertha, ich bin doch ein Christ,
Und du von dem Glauben auch bist,
Drum wend’ ma uns drob’n an den „Herrn“,
Der wird unsre Kinder ernähr’n!

I schrei’ glei’ hinunter vom Bam:
„Bagasche, gehts no’ net bald ham,
Wann i abikumm, zag i euch an Herrn,
Der wird eure Kinder ernähr’n!“

ca. 1870.