Beleuchtung

Holzspan und Wachskerze

Eine der ältesten und in Mitteleuropa weit verbreiteten künstlichen Lichtquellen war der Kienspan, ein harzdurchtränktes Stück Holz, meistens aus der besonders harzreichen Kiefer, auch Föhre oder Kienföhre genannt – daher der Name.
Aus dem Kienspan entwickelte sich die Fackel. Ein Holzscheit wird künstlich mit einem besonders hell brennenden Material wie Harz oder Pech angereichert, bis er am oberen Ende eine keulenförmige Verdickung bildet. Der ursprüngliche Holzscheit diente von nun an nicht mehr als Brennstoff, sondern lediglich noch als Halterung.
Kienholz entsteht durch eine äußere Verletzung der Baumrinde: der Baum produziert zum Schließen der Wunde mehr Harz, welches verhärtet – das Holz verkient. Schneidet man diese Stelle in dünne Späne, so erhält man eine gute und minutenlang leuchtende Lichtquelle.

kienspan

„Der Hausvater bringt von der Küche eine Fackel und steckt sie in den eisernen Spanhaken. Die Arbeiter haben das Tagwerk geschlossen; sie treten langsam in die Stube, setzen sich der Reihe nach auf die Bank, stopfen ein Pfeifchen und plaudern und lachen dabei...
Die Kuhmagd hat nur noch die Milch zu besorgen, dann kommt auch sie und der Holzriegel wird vor die Hausthür geschoben. Und nun entfaltet sich die Welt der Häuslichkeit ... Im Ofen wird die Gluth angeschürt und ein neuer Leuchtspan in das Eisen gesteckt. Um denselben haben die Knechte ihre Bänke zurecht gerückt. Der Bauer sitzt noch am Tisch und blättert in der Heiligenlegende oder in einem anderen wohleingeräucherten Hausschatz, dabei läßt er sich vom kleinen Buben etwa die Schuhe auflösen. Die Bäuerin näht an einem kleinen Hemdchen und das übrige Weibervolk sitzt auf der Ofenbank und spinnt. Die Männer beginnen ihre Holzmesser zu schärfen und der Großknecht bringt von der Küche gebähte Kienscheiter herein, über welche die Knechte sogleich herfallen, um sie in dünne Leuchtspäne zu zerklieben. Es beginnt die Spanvesper. Die langen Abende der Winterzeit werden dazu verwendet, um den Vorrath an Kienspänen für das ganze Jahr zu liefern. Und der Spanvorrath muß ein sehr bedeutender sein, denn er ist die einzige Leuchte in den Nächten dieser Berge, wöchentlich einmal nur flackert auf dem Tisch eine Kerze - am Sonnabend zum Gebet... Am Spanhaken sitzt der Halter und "leuchtet". Der brennende Span ist natürlich einer vom vorigen Jahre und es hängt an ihm manche Bedeutung. Brennt er rauchend oder macht er gar kleine pfeifende, zischende Flämmchen seitwärts und abwärts, so ist eine heimliche Liebschaft im Hause, und wenn sich die Kohle „zwieselt“ (spaltet), so kommt gar jemand in der Nacht und da muß man, will man boshaft sein, den „Zwiesel“ geschwind ansalzen, daß dieser jemand sich recht auf dem Rücken kratzen muß. – Der Halter muß die glühende Kohle des Spanes fleißig "räuspen", aber mit den bloßen Fingern – der Bauer hält was darauf. Gluth und Glück muß man angreifen lernen.“
Peter Rosegger: Ein Winterabend, in: Das Volksleben in Steiermark in Charakter- und Sittenbildern, Wien Pest Leipzig 1885.

Der Holzspan als Beleuchtungskörper war lange in Gebrauch. Durchschnittlich an die 60cm lang und 3-8cm breit, spendete ein Span etwa 20 Minuten schwaches, unregelmäßiges Licht, wobei er jedoch den Raum verrußte und eine stete Brandgefahr darstellte. Dennoch waren Kienspäne in manchen Gebieten bis ins 19. Jahrhundert für die Bevölkerung die einzige leistbare Lichtquelle und kamen erst nach der Elektrifizierung ganz außer Gebrauch.

Öllampen sind ab der Zeit um 20 000 Jahre v. Chr. bekannt und besitzen ein ruhigeres Licht als die flackernden Späne. Erst ab der Mitte des 16. Jahrhunderts verbreitete sich der Anbau des Rübsen, später auch des Raps’, und verbesserte Ölmühlen lieferten Raps- und Rüböl. Damit wurde die Verwendung von Öllampen für breitere Schichten halbwegs erschwinglich. Denn eine kleine Lampe von der Helligkeit einer kleinen Kerze verbraucht stündlich 8g Pflanzenöl – das entspricht in etwa dem durchschnittlichen Energiebedarf des Menschen!

Belege für erste Kerzen stammen aus der Zeit um 500 vor Chr. Ihre heute gebräuchliche Herstellungsweise wurde etwa ein bis zwei Jahrhunderte nach Christi Geburt entwickelt. Für den täglichen Gebrauch waren Bienenwachskerzen zu teuer und wurden nur zu besonderen Anlässen – religiösen Feiern oder hohen Festlichkeiten – entzündet. Als kümmerlichen Ersatz gab es aus Abfallfetten meist selbst hergestellte Talg- und Unschlittkerzen, die schwaches, stark rußendes Licht gaben.

Erste öffentliche Beleuchtung

Im Mittelalter sahen die meisten Menschen künstliches Licht fast nur in Kirchen. Straßenbeleuchtungen gab es zwar bereits damals – dazu verwendete man Kienspäne sowie Öllampen, solche öffentliche Beleuchtung war aber verständlicherweise nur in sehr eingeschränktem Umfang, also an bestimmten Plätzen und zu bestimmten Zeiten möglich, wie bei Stadttoren und Brücken. Ein Hauptproblem der Fußgänger waren die ungepflasterten Straßen, ständig von schweren Pferdefuhrwerken befahren, bei feuchtem Wetter voller Schlammlöcher und von den anliegenden Häusern oft als Kanal und Mistplatz genutzt. Nächtliche Unterhaltung wie auch alltägliche Notwendigkeiten wurden erst durch den einigermaßen sicher beleuchteten abendlichen Heimweg möglich.

Wer nach Einbruch der Dunkelheit durch die Stadt ging, hatte laut Polizeiverordnung eine Laterne oder Fackel zu tragen. Daher bediente man sich gerne der „Laternbuben“, Kinder der ärmsten Bevölkerungsschicht im Alter zwischen 6 und 14 Jahren. Diese „Windlichtbuben“ sammelten sich gegen Ende der Vorstellung vor Theatern, bei Gaststätten oder Ballsälen, mit einer brennenden Laterne und boten um geringen Lohn ihre Dienste an. Adelige verfügten dagegen über eigens ausgebildete, prunkvoll angezogene „Läufer“, die bei Tag mit einem Stock dafür sorgten, den Weg von Passanten freizumachen und bei Dunkelheit mit einer Fackel in der Hand der Kutsche des Herren vorausliefen, was oft zu Bränden führte.

Andere Großstädte hatten schon vor Wien eine öffentliche Beleuchtung eingeführt, 1558 Paris, 1599 London, 1669 Amsterdam, 1679 Berlin. Am 24. Februar 1687 ordnete Leopold I. an, dass die Straßen und Plätze der Residenzstadt Wien fortan in der Nacht zu „illuminieren“ seien. Am 7. November 1687 wurde die Probebeleuchtung mit 17 Laternen, die mit Talglichtern ausgestattet waren, in Betrieb genommen (1., Dorotheergasse). Mit kaiserlicher Resolution vom 5. Juni 1688 wurde die Einführung der Beleuchtung der Straßen Wiens verfügt. Rund 2.000 Lampen (gespeist mit Klauenfett und in viereckigen Laternen eingebaut) waren in Abständen von etwa 20 Schritten auf eisernen Stangen an den Häusern befestigt.

Hausbesitzer, an deren Häusern Laternen montiert waren, mussten einen „Illuminationsbeitrag“ leisten. Außerdem wurde Wachs, Talg und später der nach Wien hereingebrachte Wein mit einer Abgabe zum Unterhalt der Beleuchtung belegt. Die Lampen mussten täglich mit Brennstoff versorgt werden, und das Putzen, Füllen und Anzünden des Stadtlichtes ist Aufgabe der Bürger, an deren Häusern die Laternen angebracht waren. Die Lampenfüllung erfolgte im Füllamt am Hof, später bei der Peterskirche. Das Brennglöcklein von St. Stephan läutete zum gleichzeitigen Anzünden der Lampen. Mutwillige Beschädigungen wurden drakonisch bestraft, denn zur Abschreckung stand an allen Straßenecken zu lesen: „Wer die bereits auf vielen Orten aufgerichteten Laternen boshafter Weise destruiret, er sei auch wer er wolle, dem wird die rechte Hand abgehacket, und er wird sicherlich dieser Strafe nicht entgehen.

Im Jahr 1776 reformierte Joseph Freiherr von Sonnenfels (*1732/1733 in Nikolsburg, Mähren, dem heutigen Mikulov in Tschechien; † 25. April 1817 in Wien) als Direktor der „Illuminationsanstalt“ die öffentliche Beleuchtung der Stadt Wien durch die Verwendung von Öllampen. Er bestellte eine Truppe von „Lampenknechten“ (Lampenanzündern), die die Laternen putzten, füllten und zur rechten Zeit anzünden mussten. Als Brennmaterial wurde eine Mischung aus Rübsamen- und Leinöl verwendet. Zeitgenossen lobten, dass in Wien selbst in den Vorstädten Laternen aufgestellt und betreut wurden – 1779 gab es in Wien bereits 3.445 Öllampen! Allerdings wurden bis zur ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in den Vororten nur die Hauptstraßen beleuchtet – mit Öllampen, die rasch verrußten und ohnehin wenig Licht gaben.

Licht machen

Ehe die Schwefel- und Phosphorhölzchen – beziehungsweise um die Mitte des 19. Jahrhunderts die Sicherheitszündhölzer – in Gebrauch kamen, wurde die offene Flamme für Herdfeuer und Licht hergestellt, indem man Stahl und Feuerstein so lange aneinander schlug, bis ein „lebensfähiger“ Funken den Zündschwamm zum Glimmen brachte; daran konnte dann ein Span entzündet und in den mit Brennmaterial versehenen Herd oder Ofen eingebracht werden.

„Licht machen! Ja, das war zur Zeit unserer Großmütter eine Kunst, die nur wenige verstanden – und wenn sie eine Magd mieteten, so war mit eine der ersten Fragen die: ob sie auch Licht machen könne? In jeder Küche stand damals meist auf einem Sims über dem Herd ein länglich viereckiges Kästchen von weißem Blech, dasselbe enthielt vier Gegenstände, die man haben mußte, um Licht zu machen: einen Stahl, ein Stück Feuerstein, Schwefelfäden und in einer nach unten mit Blech geschlossenen Abteilung eine braunschwarze trockne Masse, die man „Zunder“ hieß. Dieselbe ward hergestellt meist aus alten Strumpfsocken, welche man deshalb in jeder Haushaltung sorgfältig aufhob und die von der Hausfrau oder Köchin so weit gesengt oder gebrannt wurden, daß sie schwarzbraun aussahen und leicht auseinanderfielen. Da aber dieser Stoff den Funken nicht auffing, „nicht fing“ wie man kurzweg sagte, wenn der Verbrennungsprozeß zu weit oder auch zu wenig vorgeschritten war, so gehörte eben so viel Geschick als Erfahrung dazu, das richtige Maß zu halten. Wollte man also Licht haben, so schlug man mit Stahl und Feuerstein zusammen über dies Zunderkästchen, bis einer der heraussprühenden Funken da hineinfiel und als glühendes Pünktchen sich so lange verhielt, bis es gelang, mit Hilfe des Atmens dem daran gehaltenen Schwefelfaden ein blaues Flämmchen zu entlocken und damit das bereitstehende Licht zu entzünden – pustend und hustend, denn der Schwefeldampf kam meist in die Kehle –, und so geschah es manchmal, daß ein unfreiwilliges Husten und Niesen das Licht wieder auslöschte und die Arbeit von neuem beginnen mußte.“
Ingeborg Weber-Kellermann: Frauenleben im 19. Jahrhundert: Empire und Romantik, Biedermeier, Gründerzeit, München 1983.

Petroleumlampen

museum

Ende des 18. Jahrhunderts verbesserte der Franzose Argand das Prinzip der Öllampe durch einen verstellbaren Flachdocht und einen Glaszylinder. Nach der Entdeckung der Ölfelder in Pennsylvania wurde Petroleum als billiger und sauberer Brennstoff dem organischen Öl vorgezogen. Obwohl die Wartung der Öllampe sehr umständlich war, blieb sie auch dann noch in Gebrauch, als in Industrieanlagen und auf öffentlichen Plätzen längst Gas- beziehungsweise elektrisches Bogenlicht verwendet wurde.

„Bevor das Gas eingeleitet wurde, hatten wir in unserer Wohnung in Wien nur die Petroleumbeleuchtung, und zwar: in der Küche über dem Herd eine kleine Lampe und für den Abend, wenn wir alle um den Tisch herumsaßen, eine Stehlampe. In der Nacht stand auf dem Nachtkasten eine Kerze, die, wenn nötig, angezündet wurde, im Zimmer gab es eine Hängelampe.

lampe

Anders war die Situation auf dem Land. Mein Onkel hatte in Willendorf am Schneeberg ein Gasthaus mit Gast-, Extra- und Fremdenzimmern, Veranda, Tanzsaal und was sonst noch an Räumen zu einem großen Landgasthaus gehört. Auch dort gab es nur Petroleumbeleuchtung.

Ich war nur während der Ferien dort, habe aber im September erlebt, was es heißt, all die Räume zu beleuchten, wenn "Kirta" gefeiert wurde. Meine Mutter mußte schon Tage vorher die ungefähr dreißig bis fünfunddreißig Lampen vorbereiten: reinigen, mit Petroleum füllen, den Docht richtig schneiden (flach oder rund, je nachdem: Steh- oder Hängelampen), die Zylinder putzen, die Schirme reinigen. Die Musikanten brauchten gelegentlich noch Kerzenbeleuchtung, wenn sie nach Noten musizierten. Ich habe nie gehört, daß es irgendwo Brandflecken gab. Im Stall wurden Stallaternen mit Kerzenbeleuchtung verwendet.
Maria Kölbl (*1899), in: Als das Licht kam. Erinnerungen an die Elektrifizierung, hg. von Viktoria Arnold, Wien 1986 [Damit es nicht verloren geht, Bd. 11, hg. von Michael Mitterauer und Peter P. Kloß].

Öffentliche Beleuchtung mit Gaslaternen

1862 entdeckte Justus Liebig eine Methode, aus speziell gebranntem Kalk Acetylengas zu gewinnen. Sobald Calciumcarbid (Karbid)
mit Wasser in Verbindung kommt, entsteht das brennbare Gas (Ethin), das mit einer extrem hellen Flamme verbrennt.
Als geeignete Anwendungen fanden sich Grubenlampen, Motorrad- und Autoscheinwerfer, Fahrradlampen, Bahnlampen,
Handlaternen, Tisch- und Wandlampen. Durch den knoblauchartigen Geruch, die unvollständige Verbrennung des Ethin und
die praktischen Gefahren (Explosion!) war eine Anwendung im Wohnbereich allerdings nicht ratsam.

gaslguategasl2
Geruchsneutraler verhielt sich das industriell erzeugte Steinkohlegas, das als Abfallprodukt bei der Verkokung von Steinkohle entstand und als Brennstoff für Industrie- und Straßenbeleuchtung vielerorts eingesetzt wurde. Dieses Gaslicht war jedoch von einem Leitungssystem abhängig und fand erst Ende des 18. Jahrhunderts Eingang in Privathaushalte des Bürgertums in England und Deutschland. In Wien beleuchtete der Apotheker und Chemiker Joseph Moser damit 1816 erstmals die Schaufenster seiner Apotheke Zum goldenen Löwen in der Josefstadt.
Bedeutender für Wien waren die Unternehmungen des Johann Joseph von Prechtl (*16. November 1778 in Bischofsheim, Deutschland; †28. Oktober 1854 in Wien), der das Polytechnische Institut Wien (heute Technische Universität Wien) gründete und selbigem in den Jahren 1815 bis 1849 als Direktor vorstand. Zusammen mit Johann Arzberger errichtete er 1816 eine der ersten größeren gastechnischen Erzeugungsanlagen für die Gewinnung von Leuchtgas aus Steinkohle in Wien.
gaslaterne
gasanz
Die ersten Gaslaternen beleuchteten Walfischgasse und Krugerstraße sowie einen Teil der Kärntnerstraße im heutigen 1. Bezirk von Wien – im Mai 1818 wurden 25 Lampen aufgestellt und am 8. Juli 1818 fand die offizielle Eröffnung unter dem Beisein des Kaiser Franz I. statt.
Zwischen 28. April und 8. Mai 1826 wurden 15 weitere Laternen nächst dem Franzenstor auf der Josefstädter Brücke, in der Teinfalt- und der Löwelstraße aufgestellt. Sie erwiesen sich als zweckmäßig und fanden rasch Verbreitung – 1850 gab es in der Inneren Stadt 564 ganznächtige und 494 halbnächtige Gasflammen, in den Vorstädten 84 ganznächtige und 198 halbnächtige Gasflammen.
1856 wurden noch vorhandene Öllampen durch Petroleumlampen ersetzt. 1862 beleuchteten bereits 6.067 Gasflammen Wien und seine Vorstädte. Am 1. Mai 1865 wurde die Gasbeleuchtung auf der Ringstraße mit einem großen Fest eröffnet.
gas
Die offene Gasflamme als Leuchtquelle, die ohne Glühstrumpf betrieben wurde, war sehr lichtschwach. Erst mit dem 1886 von Carl Auer von Welsbach (*1. September 1858 in Wien; †4. August 1929 in Mölbling, Kärnten) vorgestellten Gasglühstrumpf konnte man bei weitaus geringerem Gasverbrauch eine bedeutend höhere Lichtausbeute erzielen.
1893 wurde das "Gasglühlicht" erstmals in der öffentlichen Beleuchtung (Herrengasse und Zufahrtsstraße zum Neuen Rathaus) verwendet. Da ein Versorgungsnetz bereits bestand, war es zeitweise ein ernsthafter Konkurrent des neuen, aber noch teuren elektrischen Lichtes, für das zuerst ein eigenes Leitungssystem geschaffen werden musste.
1896 entschied der Wiener Gemeinderat, mit dem Bau eines städtischen Gaswerkes sowie eines dazugehörigen Rohrnetzes die Gasproduktion und -versorgung zu kommunalisieren. Am 31. Oktober 1899 fand die feierliche Einweihung und Inbetriebnahme des städtischen Gaswerkes Simmering statt.

Gaslicht war noch um 1900 die vorherrschende Beleuchtungstechnik der Industrie und der städtischen Moderne. Mit dem 1. Jänner 1912 war der Anschluss des gesamten Wiener Stadtgebietes (mit Ausnahme eines kleinen Teiles der ehemaligen Ortsgemeinden Altmannsdorf, Hetzendorf, Inzersdorf und Mauer) an die städtische Versorgung abgeschlossen.
gasewerk
laterne
Der Gesamtbestand betrug 1912 über 37.000 Laternen, die Anzahl der Laternenwärter 679 Mann. Noch im selben Jahr kamen die ersten Zünd- und Löschuhren zum Einsatz, die den Laternenanzünder nach und nach ablösten.

Im Jahr 1923 begann die Umwandlung der öffentlichen Gasbeleuchtung in elektrische Beleuchtung. Doch erst am 27. November 1962 erfolgte im 13. Wiener Bezirk (Sauraugasse 28) die feierliche Löschung der letzten Gaslaterne Wiens durch Bürgermeister Franz Jonas. Sie wurde zur Erinnerung an die Gasbeleuchtung vor dem Bezirksmuseum Hietzing installiert.
Die meisten Städte Europas haben in den 1960er Jahren auf die Gasbeleuchtung verzichtet, aber in historischen Altstadtgegenden gibt es die als romantisch empfundene Gaslaterne noch immer.


Öffentliche Beleuchtung mit elektrischem Strom

kaplantur

Maßgeblich für die Elektrizitätsgewinnung in Österreich wurde die Wasserkraft: Bereits im Jahre 1849 schuf der aus England kommende und nach Amerika ausgewanderte James B. Francis (*18. Mai 1815 in Southleigh, Oxfordshire in England; †18. September 1892 in den USA) die erste der heute noch nach ihm benannten Francis-Turbinen, und der Österreicher Prof. Victor Kaplan (*27. November 1876 in Mürzzuschlag, Steiermard; †23. August 1934 in Unterach am Attersee) entwickelte in Brünn/Mähren um 1910 die ebenfalls nach ihm benannte Kaplan-Turbine. In den Jahren 1912 und 1913 ließ er seine Konstruktion patentieren, die aus einer Turbine mit senkrechter Achse und einem propellerähnlichen Laufrad mit verstellbaren Laufschaufeln bestand. Eine ganze Reihe führender Turbinenhersteller begannen die Turbine in Lizenz zu bauen. Die erste Kaplan-Turbine wurde 1919 in einer Textilfabrik in Velm/Österreich installiert.

1866 entdeckte Werner von Siemens das dynamoelektrische Prinzip, und bereits 1880 hielt die elektrische Energie Einzug in das Wiener Beleuchtungswesen: Die ersten elektrischen Beleuchtungsanlagen mit Kleinbogenlampen wurden im Volksgarten eingesetzt. Aber bis zur Schaffung eines Stromleitungsnetzes und der flächendeckenden Versorgung Wiens war noch ein weiter Weg!

Im Jahr 1899 erfolgte die Gründung der Firma Gemeinde Wien Städtisches Elektricitätswerk. 1902 geht das Kraftwerk Simmering „ans Netz“. Dieses erste eigene Kraftwerk war ein wichtiger Schritt zur Selbstständigkeit Wiens. 1913 geschah die Aufnahme der Drehstromerzeugung im Dampfkraftwerk Engerthstraße, 1916 die Fertigstellung und Inbetriebnahme der ersten österreichischen 70 Kilovolt Freileitung Dampfkraftwerk Ebenfurth – Umspannwerk Wien-Süd. 1952/53 wurde ein 110 Kilovolt Leitungsring um Wien gebaut und 1965, mit der Inbetriebnahme des Kraftwerkes Simmering 4, der letzte Gleichstrom-Hausanschluss auf Drehstrom umgeschaltet.

beleuchtung
Zitiert nach:
www.wienstrom.at

www.energyagency.at
www.wien.gv.at/verkehr/licht/beleuchtung/oeffentlich/geschichte/
www.wiener-gasometer.at
www.wienenergie-gasnetz.at
de.wikipedia.org
(Abruf: 29.9.2012)